Warum sich ETF mit demselben Index verschieden entwickeln

Berlin – Indexfonds (ETF) bilden bestimmte Aktien- oder Anleihenindizes ab, etwa den Dax oder den MSCI World, der rund 1600 Titel weltweit umfasst. Anleger stehen vor der Frage, wie sich die Fonds der einzelnen Anbieter voneinander abheben.

Auch wenn Fonds denselben Index abbilden, könne ihre Wertentwicklung unterschiedlich sein, erklärt Yann Stoffel, Redakteur bei der Zeitschrift «Finanztest» der Stiftung Warentest. Obgleich die Unterschiede «meist sehr klein» sind. Das könne selbst für Fonds eines Anbieters gelten, die denselben Index nachbilden. Die Gründe für unterschiedliche Wertentwicklungen sind vielfältig. Ein Überblick:

– Kosten: Sie können je nach Fonds variieren. Neben den in den Anlegerinformationen ausgewiesenen laufenden Kosten, die in aller Regel der größte Kostenblock sind, kann es noch weitere geben, zum Beispiel fondsinterne Handelskosten.

– Verleihgeschäfte: Viele ETF und auch normale Fonds verleihen ihre Wertpapiere. Durch die Wertpapierleihe werden Erträge generiert. Die Erträge eines Fonds variieren oft über die Zeit und können sich von einem ETF zum anderen unterscheiden, was zu unterschiedlichen Entwicklungen führen kann.

– Quellensteuer: Dividenden- oder Zinserträge in einem Fonds unterliegen oft der Quellensteuer. In gewissem Rahmen besteht die Möglichkeit, diese zu senken. Das hängt unter anderem davon ab, in welchem Land der ETF aufgelegt wurde. So ergeben sich auch kleine Unterschiede in der Wertentwicklung, weil nicht alle ETF am Ende immer gleich viel Quellensteuer zahlen müssen.

– Nachbildung: Einen Index kann man auf unterschiedliche Arten nachbilden. «Einfach die Aktien des Index halten, ist selten wirklich einfach», sagt Stoffel. Gerade bei Indizes mit vielen Aktien, wie dem MSCI World, Aktien aus anderen Zeitzonen oder exotischen Titeln werde es manchmal unverhältnismäßig aufwendig, alle Aktien im Index immer im genau passenden Verhältnis zu halten.

Was machen die Anbieter? Sie optimieren, erklärt Stofel. Das kann so aussehen: Kleine Aktien werden weggelassen, von sehr ähnlichen Aktien wird nur eine gehalten oder komplexe Analysen geben vor, wie man die Länder- und Branchenverteilung des Index mit weniger Aktien dennoch gut abbilden kann. Eine weitere Möglichkeit sind
Swap-ETF.

Dies sind, vereinfacht erklärt, Indexfonds, bei denen ein sogenannter Swap-Partner dafür verantwortlich ist, dass der Fonds auch wie der Index läuft. Der Swap-Partner verpflichtet sich also vertraglich, die Entwicklung der Wertpapiere im ETF gegen die Entwicklung des Index zu tauschen. Die Wertentwicklung ist quasi per Vertrag nah am Index.

– Dividenden: Werden sie direkt nach der Ausschüttung in die Indexaktien reinvestiert? Oder bleiben sie erst als Vermögen im Fonds bis zur nächsten Neugewichtung der Aktien? In der Regel gibt das laut Stoffel der Index vor. Aber wenn die Indexregeln für einen ETF nicht wirtschaftlich sind, kann der Fonds einen einfacheren Weg wählen.

– Grösse: Indirekt hat auch die Fondsgröße einen Einfluss auf die Wertentwicklung: Ein großer ETF kann einfacher alle Indexaktien im passenden Verhältnis halten als ein kleiner ETF.

Fotocredits: Frank Rumpenhorst
(dpa/tmn)

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