Prognos Zukunftsatlas 2013: Alle 402 Städte und Kreise im Test

Der Süden zieht davon – Erfolgreiche Großstädte im Osten haben den Westen überholt – In einzelnen Städten des Westens ballen sich die Probleme

(Mynewsdesk) Berlin, 8. November 2013

Der Gegensatz zwischen dem prosperierenden Süden und einem schwächelnden Norden und Nordosten hat sich weiter verschärft: Zwar hat sich die ökonomische Perspektive insgesamt verbessert, der Süden der Republik zieht den restlichen Regionen jedoch wirtschaftlich immer weiter davon. Das ist ein zentrales Ergebnis des Zukunftsatlas 2013 des Forschungsinstituts Prognos. Exklusiv für das Handelsblatt bewertet Prognos alle drei Jahre Gegenwart und Perspektiven der 402 deutschen Städte und Landkreise.

Weiter boomender Süden

Die Boom-Regionen in Bayern und Baden-Württemberg, aber auch in Hessen sind in den vergangenen zehn Jahren stärker geworden, die schwachen Regionen des Nordens und Westens schwächer. Von den 78 Kreisen, denen Prognos hohe bis beste Zukunftschancen attestiert, kommen inzwischen 83 Prozent aus Bayern, Baden-Württemberg oder Hessen. Im Jahr 2004 waren es nur 78 Prozent. Unter den rund 100 schwächsten Kreisen dagegen – hier sind die Zukunftsrisiken am höchsten – finden sich im Jahr 2013 nur fünf aus den Südländern. „Mit seiner hohen Dynamik baut der Süden Deutschlands seinen Vorsprung gegenüber dem Norden, Westen und Osten weiter aus“, sagt Christian Böllhoff, Geschäftsführender Gesellschafter bei Prognos.

Wohlstandsgrenze West-Ost löst sich auf

Die deutsche Wohlstandsgrenze verläuft nicht mehr, wie häufig angenommen, zwischen West und Ost. Ursache dafür ist vor allem die auffällige Schwäche des Westens – allen voran des Ruhrgebiets, des großen Absteigers im Prognos-Ranking. Oberhausen, Gelsenkirchen, Herne, Recklinghausen, Bottrop – viele alte Kohlestädte gehören mittlerweile nur noch zum schwächsten Viertel der deutschen Landkreise, also zu den Regionen mit den größten Zukunftsrisiken. Auch Dortmund liegt nur noch auf Platz 323. Nur vier andere Regionen in Deutschland haben seit 2004 mehr Plätze verloren als Dortmund.

Insgesamt fand der Aufschwung der vergangenen Jahre weitestgehend unter Ausschluss des nördlichen Ruhrgebiets satt: Hier sank die Arbeitslosigkeit kaum oder stieg sogar. Gleichzeitig nahm der Anteil der auf Hartz IV angewiesenen Bedarfsgemeinschaften an der Gesamtzahl der Haushalte weiter zu. Und auch die öffentliche Verschuldung pro Kopf ist hier so hoch wie fast nirgendwo sonst.

Die Folge: 2004 lebten zwei Millionen der Einwohner Westdeutschlands in Regionen mit Zukunftsrisiken, 2013 sind es bereits mehr als 6,7 Millionen. Dies liegt insbesondere am Abrutschen der einwohnerstarken Städte und Kreise im Ruhrgebiet wie Duisburg, Dortmund, Mönchengladbach und Unna in die Gruppe mit Zukunftsrisiken. Im gleichen Zeitraum hat sich die Zahl der in ostdeutschen Regionen mit Zukunftsrisiken lebenden Einwohner leicht von 9,9 auf 9,1 Millionen verringert. Dies entspricht – bedingt durch den Bevölkerungsrückgang in Ostdeutschland – einem Anteil von 56 Prozent aller Einwohner im Osten.

Aufstieg Ost wird 25 Jahre nach der Einheit Realität

Während die Neuen Bundesländer auf der Deutschlandkarte insgesamt eher wie eine triste, blaue Fläche wirken ­– unter den 30 schwächsten Landkreisen im Ranking stammen 27 immer noch aus Ostdeutschland – gesellen sich zu den schon traditionell starken Städten Dresden, Potsdam und Jena jetzt auch Rostock und Leipzig. Zu den großen Gewinnern gehört Erfurt. Erfurt hat von allen Kreisen in Deutschland mit einem Sprung von 191 Plätzen seit 2004 auf jetzt Rang 124 den größten Satz nach vorne gemacht, und hat dabei die ganze Region mit nach oben gezogen. „Städte wie Erfurt entfalten eine regelrechte Sogwirkung“, sagt Prognos-Regionalexperte Peter Kaiser.

Erfolgreiche „Provinz“ langfristige Aufsteiger

Unter denjenigen Landkreisen, die in den letzten zehn Jahren im Ranking die größten Sprünge nach vorne gemacht haben, befinden sich auffällig viele Flächenkreise ohne Großstadt. „Eher ländlich strukturiert zu sein, bedeutet nicht automatisch, dass man rückständig, trostlos und ohne Zukunft ist“, sagt Peter Kaiser. So sind unter den 30 Kreisen, die in den letzten zehn Jahren am deutlichsten hochgeklettert sind, nur drei Großstädte. Alle anderen Aufsteiger-Regionen sind dagegen eher ländlich geprägt und befinden sich im erweiterten Speckgürtel einer Großstadt.

Umdenken in der Wirtschafts- und Strukturpolitik ist erforderlich

Laut Prognos Zukunftsatlas 2013 leben heute in Westdeutschland mit knapp sieben Millionen ungefähr dreimal so viele Menschen in Regionen mit schlechter Zukunftsprognose als noch vor einem Jahrzehnt. In Ostdeutschland ist die Gesamtzahl zwar noch höher, doch hier ist sie zumindest leicht gesunken. „In der Wirtschafts- und Strukturpolitik muss umgedacht werden“, stellt Peter Kaiser fest. Eine Förderung nach Himmelsrichtungen – wo der Osten viel und der Westen wenig bis nichts bekomme – dürfe es dann nicht mehr geben.

Zum vierten Mal seit 2004 hat Prognos die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit aller 402 kreisfreien Städte und Landkreise Deutschlands untersucht. Grundlage der Studie sind 29 Indikatoren zur Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft, zur Konjunktur- und Arbeitsmarktlage, zur demografischen Situation und zur sozialen Lage.

Das Handelsblatt porträtiert in einer Serie vom 8. bis 15. November täglich eine ausgewählte Region. Im Einzelnen werden folgende Städte und Regionen vorgestellt: Erfurt (08.11.), Landkreis Stade (11.11.), Landkreis München (12.11.) Leipzig/Dortmund (13.11.), Rhön-Grabfeld (14.11.) Landkreis Heilbronn (15.11)

Hinweis an die Redaktionen:

Alle Ergebnisse zum Zukunftsatlas 2013 mit interaktiven Deutschlandkarten gibt es online unter Handelsblatt.com/zukunftsatlas2013 und www.prognos.com/zukunftsatlas

Für Interviews zum Abschneiden einzelner Regionen stehen die Regional-Experten von Prognos zur Verfügung. Ansprechpartnerin ist Prognos-Pressesprecherin Birte Jessen (Tel.: 030-520059-222, birte.jessen@prognos.com)

Material für einen Nachdruck der Karten und der Ergebnistabellen können Redaktionen über das Handelsblatt beziehen. Ansprechpartner ist: Dr. Jens Münchrath (0211-887-1213, j.muenchrath@vhb.de)

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