Produktinnovation: Lebensversicherung ohne Garantiezins

Die Zeiten für Lebensversicherer sind nicht einfach. Angesichts niedriger Renditen meiden viele Kunden das klassische Vorsorgeprodukt und die Versicherungsunternehmen haben zunehmend Probleme, überhaupt die Garantieverzinsung darzustellen. Da sind Produktinnovationen gefragt, um der Kapital-Lebensversicherung neue Impulse zu geben.



Kapitalerhalt und Mindestrente garantiert

Bereits im vergangenen Jahr haben die beiden Marktführer Allianz und Ergo entsprechende Produktinnovationen auf den Markt gebracht. Trotz aller Unterschiede im Detail haben sie wesentliche Merkmale gemeinsam. In der Kapitalaufbauphase wird auf die bisher übliche Garantieverzinsung verzichtet. Garantiert werden lediglich der nominelle Kapitalerhalt für geleistete Beiträge und eine bestimmte Mindestrente. Ganz unter den Tisch fällt die Garantieverzinsung allerdings nicht. Sie wird für die spätere Rentenberechnung herangezogen. Beim Allianz-Produkt wird der Garantiezins bei Rentenbeginn zugrunde gelegt, bei der Ergo-Variante dagegen der Garantiezins bei Vertragsbeginn.

Von steigenden Zinsen profitieren

Was haben Versicherungsnehmer von diesen Innovationen? Zunächst scheinen sie durch den Wegfall der Garantieverzinsung in der Ansparphase gegenüber der herkömmlichen Lebensversicherung schlechter gestellt. Der Ausgleich erfolgt über eine verbesserte Beteiligung an den erzielten Erträgen aus Kapitalanlagen. Die Allianz verspricht ihren Kunden eine höhere Überschussbeteiligung, sie liegt 0,3 Prozentpunkte über der in der klassischen Lebensversicherung. Die Ergo, deren Produkt fondsgebunden ist, stellt entsprechend höhere Ertragsbeteiligungen aus ihren Fondsanlagen in Aussicht. Versicherungsnehmer haben dabei zum Teil die Möglichkeit, auf die Struktur der Fondsinvestments Einfluss zu nehmen. Unter dem Strich profitieren Kunden von dieser Gestaltung, wenn sich auf längere Sicht wieder steigende Renditen am Kapitalmarkt einstellen sollten. Bleiben die Zinsen dagegen niedrig, schmelzen die Vorteile dahin. Letztlich wird mit den Produkten das Anlagerisiko, das bisher von der Versicherung getragen wird, ein Stück weit auf die Versicherungsnehmer verlagert. Sie können dafür auf eine Risikoprämie hoffen.

Ein Verkaufserfolg?

Die neuen Angebote sind nicht ohne Kritik geblieben. Bemängelt wird u.a. die mangelnde Transparenz der Kalkulation. Viele wichtige Details verstecken sich in den Versicherungsbedingungen. Unbeschadet der Kritik verbucht die Ergo ihre Produktinnovation als Erfolg. Inzwischen soll über die Hälfte der Neuabschlüsse im Eigen- und Maklervertrieb über die neue Produktlinie erfolgen. Deutlich bedeckter zeigt sich die Allianz. Sollte das Umfeld für Lebensversicherungen weiter schwierig bleiben, dürften weitere Anbieter mit ähnlichen Produkten folgen.


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