Noch kein unabhängiges Vergleichsportal für Girokonten

Frankfurt – Verbraucher sollen vor Eröffnung eines Girokontos die Kosten verschiedener Modelle vergleichen können. Doch beim Aufbau der dafür vorgesehenen kostenlosen und objektiven Vergleichswebseite hapert es mehr als zwei Monate nach Inkrafttreten der Vorschriften noch.

«Letztlich handelt es sich um einen Verstoß gegen gesetzliche Anforderungen. Die Bundesregierung erfüllt ihren Auftrag nicht», kritisierte die Leiterin des Finanzmarktteams des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv), Dorothea Mohn.

Das Problem: Bislang gibt es keine Stelle, die die Anbieter prüft und zertifiziert. Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums durchläuft aktuell eine Prüforganisation das dazu notwendige Verfahren bei der Deutschen Akkreditierungsstelle. Zum Stand des Verfahrens beziehungsweise, wann es abgeschlossen sein werde, habe man keine näheren Informationen.

Mohn fordert die Bundesregierung auf, «sich zu erklären, wann nun die kostenlose und objektive Website kommt. Es ist nicht akzeptabel, dass noch viele Monate ins Land ziehen.»

Die Vorschriften zur Umsetzung einer entsprechenden EU-Richtlinie waren am 31. Oktober 2018 in Kraft getreten. «Die Richtlinie hätte auch eine öffentlich-rechtliche Vergleichsseite zugelassen. Der Bundestag favorisierte jedoch eine private Variante», berichtete Mohn. «Sollte das nicht klappen, muss doch noch eine öffentlich-rechtliche Lösung gefunden werden.»

Kreditinstitute müssen Kunden seit Ende Oktober 2018 zudem einmal im Jahr über die Gesamtkosten ihres Girokontos informieren. Dazu zählen beispielsweise auch die Zinsen für den Dispositionskredit oder mögliche Entgelte für Überweisungen in Papierform. Bislang mussten sich Verbraucher die Informationen meist mühsam auf dem Kontoauszug zusammensuchen.

Aus Sicht von Verbraucherschützern ist die jährliche Information eine wichtige Verbesserung, um den Überblick über die Kosten zu behalten und gegebenenfalls das Konto zu wechseln.

Denn viele Banken erhöhen wegen der Niedrigzinsen die Gebühren. Lange verdienten die Finanzhäuser gut daran, dass sie mehr Zinsen für Kredite kassierten, als sie Sparkunden zahlten. Doch die Differenz aus beidem, der Zinsüberschuss, schrumpft in Zeiten der Niedrigzinsen. Hatten Banken und einige Sparkassen Gratiskonten früher gezielt zur Kundenwerbung eingesetzt, zwingen auch höhere Kosten und teure Filialen die Geldhäuser zum Umdenken.

Fotocredits: Fabian Sommer
(dpa)

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