Immobilienkauf nicht aufschieben

Frankfurt/Main – Mit steigenden Zinsen müssen Verbraucher vorerst nicht rechnen. Nach den Plänen der Europäischen Zentralbank (EZB) sollen die Leitzinsen bis Ende des Jahres bei null Prozent bleiben. Manche Volkswirte rechnen sogar damit, dass die Zinsen bis 2024 so niedrig bleiben könnten.

«Wenn Sie überlegen, eine Immobilie zu kaufen, dann schieben Sie den Plan nicht zu lange auf», rät Max Herbst von der unabhängigen FMH-Finanzberatung in Frankfurt am Main angesichts der derzeitigen Situation. Der Grund: Das niedrige Zinsniveau hat Einfluss auf die Immobilienpreise.

Aufgrund der Nachfrage sind die Preise in der jüngeren Vergangenheit in vielen Regionen deutlich gestiegen. «Wenn Sie jetzt zwei Jahre warten, um Eigenkapital anzusparen, müssen Sie unter Umständen 20.000 Euro oder 30.000 Euro mehr für dasselbe Objekt zahlen», sagt Herbst.

Und nicht nur das: Die Zeit, in der Geld angespart wird, fehlt hinterher für die Tilgung des Darlehens. «Wenn sie zum Beispiel zehn Jahre lang jeden Monat 500 Euro beiseite legen, haben Sie 60.000 Euro angespart», rechnet Herbst vor. «Dann haben Sie aber auch zehn Jahre weniger Zeit, um das Darlehen bis zum Renteneintritt abzubezahlen.»

Außerdem bekommen Sparer derzeit kaum Zinsen für ihr Erspartes. Geldinstitute zahlen für Einlagen auf dem Tagesgeldkonto laut FMH derzeit im Durchschnitt gerade einmal 0,11 Prozent. Für Festgeld mit einer Laufzeit von zwölf Monaten gibt es im Schnitt nur 0,18 Prozent (Stand: jeweils 04.04.19). Wer mehr will, muss sein Geld bei ausländischen Banken anlegen.

Käufer könnten aus Sicht von Herbst daher durchaus eine 100-Prozent-Finanzierung in Betracht ziehen. Ein Beispiel: Für ein Darlehen in Höhe von 300.000 Euro mit einem Zins von 1,5 Prozent und 3 Prozent Tilgung wird bei einer Zinsbindung von zehn Jahren eine monatliche Rate von 1125 Euro fällig. «Nach zehn Jahren ist der Schuldenberg schon auf etwa 200.000 Euro gesunken», erklärt Herbst. Hier wäre der Käufer also im Vorteil gegenüber dem Sparer.

Fotocredits: Martin Schutt
(dpa/tmn)

(dpa)