Finanzbranche: Viele Investoren ignorieren den Klimawandel

Spezielle Fonds mit einem Anlageschwerpunkt auf nachhaltiges Investieren sind bei Privatanlegern beliebt. Doch wie gehen herkömmliche Fonds mit dem Klimawandel um? Dessen Beachtung ist nicht nur aus ökologischen Gründen, sondern auch aus ökonomischem Interesse notwendig, denn Geldanlagen ohne hinreichende Berücksichtigung der Umweltgesichtspunkte sind gefährdet, Verluste zu erleiden. Zudem nehmen Investmententscheidungen direkten Einfluss auf die Klimaentwicklung.

Die Organisation AOIP veröffentlichte ihren zweiten Global Climate Index mit ernüchternden Ergebnissen. Von den angefragten 1000 Großinvestoren mussten 80 Prozent mit den schlechtesten Noten D und X bewertet werden. Dabei bedeutet D miserabel und X, dass keinerlei Reaktion auf den Klimawandel zu erkennen ist. Die Bestnote AAA konnten die Studienverfasser nur an fünf Großinvestoren, also an 0,5 Prozent der Stichprobe, vergeben. Dass Investments in klimaschädliche Projekte mit Risiken verbunden sind, ist der Finanzbranche durchaus bewusst. Sie hat für diesen Effekt den Begriff Carbon Bubble geprägt. Bei ihren Anlageentscheidungen setzen die meisten Fondsmanager jedoch auf kurzfristige Profite und blenden die mit dem Klimawandel und den zu erwartenden Gegenmaßnahmen verbundenen Risiken aus.

Warum die Nichtbeachtung des Klimaschutzes für Investitionen gefährlich ist

Investoren können direkten Einfluss auf den Klimaschutz nehmen. Die AOIP weist darauf hin, dass staatliche Maßnahmen nicht erforderlich wären, würden alle Großinvestoren und Fondsgesellschaften nicht mehr in umweltschädigende Technologien investieren und deren Betrieb somit unmöglich machen. Die Gefahr für die den Klimawandel ignorierenden Fonds und ihre zahlreichen Anleger besteht darin, dass immer mehr Staaten ihre Klimaziele verschärfen und nicht nachhaltige Industrieanlagen wie Kohlekraftwerke ihre Betriebserlaubnis verlieren können. In der Folge können die Betreiber ihre finanziellen Verpflichtungen nicht mehr vollständig erfüllen, zudem verlieren Aktien der nicht umweltgerecht produzierenden Unternehmen an Wert. Die Anteilseigner der den Klimaschutz nicht berücksichtigenden Fonds erleiden durch beide Effekte Verluste. Das zu erwartende Szenario zeigt, dass die Nachhaltigkeit einer Geldanlage im Sinne des Umweltschutzes direkt mit ihrer Nachhaltigkeit im Sinne des Werterhalts verbunden ist (mehr Informationen zum Thema Nachhaltigkeit finden Sie hier).

Private Kleinanleger üben Einfluss auf Anlageentscheidungen aus

Das Verhalten privater Kleinanleger beeinflusst die Entscheidungen der großen Investmentfonds. Wenn immer mehr Privatinvestoren bewusst nachhaltig anlegende Fonds nachfragen, werden Fondsgesellschaften entsprechende Produkte vermehrt anbieten und auch bei herkömmlichen Investmentfonds den Nachhaltigkeitsfaktor stärker berücksichtigen. Zudem vermeiden Anleger mit Investments in ökologisch orientierte Fonds mögliche Verluste durch wachsende Anforderungen an den Klimaschutz.

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