Elektronik statt Zauberei: Helferlein und das Internet der Dinge

Alleine schaffen wir es nicht mehr: In einer immer komplexeren Welt drohen wir den Überblick zu verlieren – und kommen kaum mehr ohne einen persönlichen Assistenten aus. Zukunftsmusik? Auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas zeigen Unternehmen wie Bosch, dass vernetzte und personalisierte Lösungen längst Realität sind.

Dienstleistungen und Produkte erlangen dank der Personalisierung und Vernetzung wenn nicht eine Seele so doch einen Geist und erklimmen damit die nächste Entwicklungsstufe: "Die vernetzte Welt wird zunehmend emotional. Geräte werden zu intelligenten Begleitern, die den Alltag erleichtern und sicherer machen – sei es zu Hause, in der Stadt, im Auto oder bei der Arbeit", sagt Bosch-Geschäftsführer Dr. Werner Struth.

Mehr als 60 Prozent der Verbraucher halten einen solchen intelligente Assistenten für sinnvoll, das haben die Schwaben in einer aktuellen Umfrage herausgefunden. Und weil das Traditionsunternehmen bei Sensorik, Software und Dienstleistungen sowie der eigenen IoT Cloud breit aufgestellt ist, könne das Internet der Dinge (IoT) aus einer Hand angeboten werden. Die Datensicherheit solle dabei in vollem Umfang gewährt bleiben, heißt es. "Kunden und Nutzer haben volle Transparenz und entscheiden selbst darüber, wie ihre Daten genutzt werden", so Struth.

Dem Markt für vernetzte Mobilität wird erhebliches Wachstum prognostiziert. Um fast 25 Prozent soll er bis 2022 wachsen. Und das jedes Jahr. Dem Automobil kommt dabei eine tragende Rolle zu. Es soll schon bald zum aktiven Teil des IoT werden und mit anderen Verkehrsmitteln oder der Wohnung und dem eigenen Heim kommunizieren. Bosch zeigt auf der CES 2017 ein solches Konzeptfahrzeug, das Lebenswelten zusammenwachsen lässt. Neue Funktionen verbinden das Auto nicht nur mit seiner Umgebung, dem Zuhause oder der Autowerkstatt. Und sie ermöglichen auch hochautomatisiertes Fahren. Dadurch wird das Fahrzeug zum Assistenten auf vier Rädern.

Das Konzeptauto der Schwaben hält einige Überraschungen bereit. Über eine Gesichtserkennung weiß es, wer gerade am Lenkrad sitzt und stellt alle wichtigen Funktionseinheiten wie Lenkrad- oder Spiegel-Positionen, die Wunschtemperatur und den Radiosender individuell ein. Touch-Displays und Gestensteuerung werden für die Bedienung genutzt. Während der automatisierten Fahrt sind Videokonferenzen, die Einkaufs- oder Freizeitplanung fürs Wochenende oder das Abspielen von Videos möglich. 2025 sollen Vielfahrer in den Vereinigten Staaten, in Deutschland oder China so fast 100 Stunden im Jahr für private oder geschäftliche Dinge während der Fahrt nutzen können.

Hilfreich soll das vernetzte Auto auch bei der Parkplatzsuche sein. Es detektiert Lücken zwischen parkenden Fahrzeugen und berechnet über Algorithmen eine Vorhersage zur Parkplatzsituation. Dann übernimmt die Navigation die Wegweisung zum optimalen Parkplatz, was dem Autofahrer Zeit, Stress und auch Geld sparen soll. 2017 soll das System in Amerika erprobt werden, im Raum Stuttgart werden diese Feldversuche in einer Kooperation von Bosch und Mercedes-Benz bereits gefahren.

Das Spektrum der Möglichkeiten von intelligenten Assistenten ist damit längst nicht erschöpft. Auch zuhause kann das Internet der Dinge mit seinen Helfern das Leben leichter machen. Rauchmelder etwa überwachen auch die Luftqualität und können obendrein mit akustischen Warnanlagen als Alarm bei einem Einbruch genutzt werden. Mit einer einzigen App lassen sich vernetzte Geräte in Haus und Wohnung steuern, der Szenario-Manager überprüft, ob Heizung, Elektrogeräte oder Licht ausgeschaltet sind, wenn die Bewohner das Haus verlassen.

Einen hilfreichen Küchengeist hat Bosch unter dem Namen "Mykie" (My Kitchen Elf) entwickelt, der über die Stimme seines Nutzes gesteuert wird. "Mykie" kann Fragen beantworten und weiß immer, was sich gerade im Kühlschrank befindet, wie lange der Kuchen noch backen muss oder wie lange heute die Sonne scheint. Eine besondere Funktion wird heute noch unterschätzt: "Mykie" kann zuhören, was längst keine gepflegte Tugend mehr ist.

Noch realistischer ist das Home-Roboter-Geschäft, das von der Robert Bosch Start-up GmbH (BOSP) in Kooperation mit dem Start-up-Unternehmen Mayfield Robotics betrieben wird. Auf der CES wird der erste kommerzielle Roboter "Kuri" vorgestellt, der Ende 2017 in den USA auf den Markt kommt. Rund 50 Zentimeter groß ist der mit Lautsprecher, Mikrofon, Kamera und mehreren Sensoren ausgestattete Kerl. Er lernt, sich im Wohnraum zu bewegen und merkt sich dabei die Wege.

Der putzige "Kuri" ist interaktiv, reagiert auf die Familien-Mutter anders als auf ihr Kind. Er kann etwa die aushäusigen Eltern informieren, wenn ihre Kinder nach Hause kommen. Harry Potter musste noch zum Zauberstab greifen, wenn Haus-Elfen und andere Helfer zum Dienst gerufen wurden. Bosch genügen heute der tiefe Griff in die Elektronik-Kiste und die Cloud des Internets der Dinge.

Michael Kirchberger / mid

Fotocredits: Bosch

(dpa)