Bei Immobilienkredit nicht von Niedrigzins verleiten lassen

Frankfurt/Main – Die Zinsen werden weiter sinken, vermuten Experten. Für Kleinsparer könnte das Verluste bedeuten – etwa wenn Banken deshalb Minuszinsen für Giro- oder Tagesgeldkonten einführen.

Wer einen Hauskauf plant oder bald eine Anschlussfinanzierung braucht, kann sich dagegen freuen: Die Zinsen für Darlehen sind derzeit historisch niedrig.

Ein Kredit über eine Laufzeit von zehn Jahren kostet nach Angaben der unabhängigen FMH-Finanzberatung in Frankfurt am Main derzeit im Schnitt 0,71 Prozent. Bei einer Laufzeit von 15 Jahren liegt der durchschnittliche Zinssatz bei 1,04 Prozent (Stand jeweils: 22. August). Vor drei Monaten waren es noch 1,06 Prozent bei einer Laufzeit von 10 Jahren und 1,44 bei 15 Jahren (Stand: 22. Mai). Die Zinssätze hängen im Einzelfall aber unter anderem von der finanziellen Situation des Kreditnehmers ab.

Minuszinsen sind unwahrscheinlich

FMH-Experte Max Herbst rechnet damit, dass die Zinsen weiter sinken, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) wie angedeutet ihren Strafzins erhöht. Kreditinstitute im Euroraum müssen aktuell 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Minuszinsen hält Herbst im Hypothekenbereich aber für «extrem unwahrscheinlich». Denn schon technisch sei es für Kreditinstitute eine Herausforderung, den Darlehensverlauf bei Minuszinsen ordnungsgemäß darzustellen.

Wahrscheinlicher sei da, dass auch für geringere Darlehenssummen extrem günstige Bauzinsen angeboten werden, sagt Herbst. Er rät Kreditnehmern, die bald eine Anschlussfinanzierung brauchen, die Augen offen zu halten. «Aber ich sehe keine Notwendigkeit, jetzt schon zu unterschreiben», so Herbst.

Faustregel für Höhe des Eigenkapitals

Ähnliches empfiehlt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Bremen. Und: «Beim Neukauf nicht verlocken lassen. Der niedrige Zins allein rechtfertigt nicht den Kauf einer Immobilie.» Eine Faustregel sei zudem, zusätzlich 30 Prozent Eigenkapital vorzuhalten. Der Nutzen der Niedrigzinsen ist sowieso relativ, gibt Oelmann zu bedenken: «Im Moment sind die Preise in vielen Regionen explodiert. Das hebt natürlich den Zinsverlust auf.»

Fotocredits: Andrea Warnecke
(dpa/tmn)

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