Wo Sparer derzeit noch Zinsen finden

Berlin – Wollen Sparer ihr Geld sicher anlegen, greifen sie häufig auf Tages- und Festgeld-Anlagen zurück. Derzeit liegen dabei die Zinsen aber unter der Inflationsrate.

Wer kein Geld verlieren will, sucht nach möglichst hohen Zins-Angeboten. Was es dabei zu beachten gibt, erklärt Uwe Döhler von der Zeitschrift «Finanztest».

Mit welchen Zinshöhen können Sparer derzeit rechnen?

Uwe Döhler: Viele Tagesgeld-Angebote liegen bei 0 Prozent, die besten aktuell bei 0,65 Prozent. Neukundenangebote mit mehrmonatiger Zinsgarantie liegen bei 1 Prozent. Sparer sollten dabei aber immer den Folgezins beachten. Fällt dieser nach einigen Monaten auf 0,01 Prozent, sollten sie das Geld wieder abziehen. Auch für Festgeld mit einer zweijähriger Laufzeit bekommen Sparer für gute, sichere Angebote höchstens 1,15 Prozent. Für dreijährige Anlagen sind es 1,3 Prozent.

Trübe Aussichten, was raten Sie Sparern also?

Grundsätzlich sollten sich Sparer derzeit nicht zu langfristig binden – also nur Festgeld mit einer Laufzeit von maximal zwei bis drei Jahren wählen. Dann sind sie flexibel, falls die Europäische Zentralbank ihre Zinspolitik irgendwann ändert und die Zinsen unter Umständen wieder steigen.

Manche Festgelder werden als Flexgeld beworben, weil man vorzeitig aussteigen kann. Wer da das angelegte Geld vorzeitig kündigt, verliert häufig rückwirkend den kompletten Zins. Sparer müssen dabei also genau die Nebenbedingungen beachten.

Wer viel Geld anlegen will, sollte verschiedene Laufzeiten mischen. Zudem lohnt es sich, regelmäßig bei Neuanlage von fälligen Geldern den angebotenen Zins zu überprüfen und gegebenenfalls nach besseren Angeboten zu suchen. Dabei stoßen Sparer im Netz auch auf Zinsportale, die Angebote ausländischer Banken vermitteln.

Was gibt es bei solchen Zinsportalen zu beachten?

Zinsportale vermitteln vor allem Tages- und Festgeld ausländischer Banken, die in Deutschland keine Niederlassung haben und somit für Sparer hierzulande nicht zugänglich sind. Positiv daran ist, dass sich dadurch das Angebot für Sparer verbreitert.

Kritisch betrachten wir aber die Sicherheit der Spareinlagen. Zwar gibt es eine EU-Richtlinie, nach der Sparer im Rahmen der EU-Einlagensicherung einen Anspruch auf Rückzahlung von bis zu 100 000 Euro haben. Das Problem: Innerhalb der EU gibt es bisher keine gemeinsame Haftung – falls etwa eine Bank pleitegeht.

Gerade in jüngeren, finanzschwächeren EU-Ländern, in denen sich die Einlagensicherung noch im Aufbau befindet, ist im Pleitefall unter Umständen der Staat gefordert. Dann kann es zu Verzögerungen kommen – und Sparer müssen auf die Rückzahlung ihres Geldes eventuell länger warten. Die Spareinlagen sind eben nicht in jedem Land gleich gut abgesichert. In Deutschland gibt die Einlagensicherung seit 1974. Da besteht ein funktionierendes System sowie die Erfahrung, dass sie sich bewährt hat.

Sparer sollten sich bei Zinsportalen also auf Angebote finanzstarker Länder konzentrieren – deren Wirtschaftskraft alle drei großen Ratingagenturen Fitch, Moody’s und Standard & Poors mit den Bestnoten AAA oder AA bewerten haben. Dazu gehören beispielsweise Schweden, Frankreich, Norwegen und Österreich. Nicht dabei sind hingegen Länder wie Malta, Portugal, Bulgarien oder Zypern. Es lohnt sich aber auch, innerhalb Deutschlands nach Angeboten zu suchen. Denn auch außerhalb der Zinsportale gibt es attraktive Angebote von Direktbanken.

Fotocredits: Katharina Dönhoff
(dpa/tmn)

(dpa)