Wie Anleger ihr Depot ausgleichen

Berlin – Fonds gelten als langfristige Wertanlage, um die sich Anleger nicht groß kümmern müssen. Viele zahlen einen einmaligen Betrag ein oder überweisen monatlich Geld, in der Hoffnung, dass nach zehn oder mehr Jahren etwas Rendite übrig bleibt.

Wer sein Depot sicher gestalten möchte, streut sein Risiko. Anleger können zum Beispiel jeweils zur Hälfte in Aktien- und in Rentenfonds investieren. Die Aktienfonds sollen für die nötige Rendite und die Rentenfonds für die Sicherheit sorgen.

Das Problem: Weil Kurse schwanken, geht häufig die ursprüngliche Struktur des Depots im Laufe der Zeit verloren. Steigen zum Beispiel die Aktienwerte im Vergleich zu den Rentenwerten überproportional stark, bekommen sie mehr Gewicht im Depot. Dann sollten Anleger umschichten. «Bei der Depotanpassung geht es darum, die ursprüngliche Struktur der Anlage wieder herzustellen», erklärt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Aber wann ist eine Anpassung nötig? Anleger können sich an Schwellenwerten orientieren. «Bei dieser Methode werden die Anteile verkauft oder gekauft, wenn sie 20 Prozent ihres ursprünglichen Wertes zulegen beziehungsweise verlieren», erläutert Karin Baur von der Stiftung Warentest. Falls beispielsweise der Aktienfonds aufgrund guter Entwicklung von 50 auf 60 Prozent im Gesamtanteil der Anlage steigt, hat er die Schwelle überschritten.

Dann können Anleger antizyklisch handeln – also einen Teil der Anteile verkaufen und mit dem Geld die im Kurs gesunkene Anteile der Rentenfonds kaufen. Und zwar solange, bis sie den Ausgangspunkt – das Verhältnis 50:50 – wieder hergestellt haben. Diese Methode ist grundsätzlich auch bei anderen Gewichtungen anwendbar.

Die Schwellenwertmethode ist ein strategischer Ansatz. Der Vorteil: Es gilt keine kurzfristig gewinnbringende Ausrichtung, sondern eine langfristige Strategie. «Hiermit können zum Beispiel aufkommende Risiken in der Anlage minimiert werden», sagt Kurz. Denn so können Anleger vermeiden, dass sogenannte Klumpenrisiken entstehen.

Ein weiterer Vorteil: Wenn Fondsanteile im Wert gesunken sind, können Anleger sie zu günstigeren Preisen kaufen. Wenn der Kurs nach einiger Zeit wieder steigt, hat der Anleger mehrere Fondanteile davon in seinem Depot und profitiert entsprechend.

Kurz rät Anlegern, sich alle sechs Monate über den aktuellen Stand des Depots zu informieren, um gegebenenfalls eingreifen zu können. «Es hängt aber auch von der Volatilität des Marktes ab», sagt der Anlegerschützer und erklärt: «Wenn es hier zu starken Schwankungen kommt, lohnt ein häufigerer Blick.»

Auch Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Bremen empfiehlt regelmäßige Kontrollen: «Verbraucher könnten sich feste Termine setzen, um ihr Depot zu überprüfen, zum Beispiel jeweils zum 31. Dezember eines Jahres.» Für diesen fixen Termin könnten sie sich vornehmen, das Depot gegebenenfalls anzupassen.

Zu häufig sollten Anleger jedoch nicht umschichten. Denn: «Hin und her macht die Taschen leer», zitiert Kurz ein Börsensprichwort. «Jedes Nachjustieren produziert Kosten.» Aufgrund der Transaktionsgebühren müsse der Anleger abwägen, ob das Umschichten nicht mehr kostet, als die neue Anlage Rendite bringt.

Noch etwas kommt dazu: «Es werden eventuell Steuern fällig, die in die Kostenrechnung mit einfließen müssen», erklärt Baur. Oelmann ergänzt: «Verbraucher sollten beachten, dass bei einer Realisierung von Gewinnen Abgeltungssteuern fällig werden, falls der Freibetrag ausgeschöpft ist.»

Dennoch: Lassen Anleger ihre Investitionen einfach laufen, ohne sie regelmäßig an die Entwicklungen anzupassen, kann dies zulasten der Rendite gehen. Die Stiftung Warentest hat ermittelt: Ein Portfolio, bestehend aus halb Aktien- und halb Rentenfonds, hat innerhalb von 15 Jahren durch das Umschichten eine Rendite von 5,4 Prozent pro Jahr erzielt. Mit dem «Buy-and-Hold-Ansatz» – was übersetzt zu viel wie Kaufen-und-liegen-lassen-Methode heißt – waren es nur 4,7 Prozent.

«Die grundsätzliche Frage ist natürlich: Realisiere ich Gewinne oder lasse ich sie weiterlaufen», sagt Annabel Oelmann. «Den perfekten Zeitpunkt zum Nachjustieren erwischen Verbraucher in der Regel nicht.» Viel wichtiger sei eine klare Strategie, die bis zum Schluss durchgehalten wird.

Fotocredits: Christin Klose
(dpa/tmn)

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