Wenn Schuldner zu spät beraten werden

Wiesbaden – Schuldner in Deutschland müssen im Schnitt zehn Wochen auf eine professionelle Beratung warten – in besonders schweren Fällen kann dies zu spät sein und schlimme Folgen haben.

Für Menschen in finanziellen Schwierigkeiten ist eine schnelle Hilfe wichtig, da oft Zahlungsfristen und Mahnverfahren mit weiteren Gebühren im Raum stehen, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Im Extremfall drohten Stromsperren oder eine Kündigung des Mietvertrags.

Nach Angaben der Behörde ist eine Beratung nach zehn Wochen nicht immer ausreichend. Die Lage der Betroffenen, zum Beispiel der Grad der Verschuldung, spiele bei der Wartezeit allerdings meist keine Rolle. Schon 2015 habe die durchschnittliche Wartedauer zehn Wochen betragen, erklärte die Behörde.

Mehr als die Hälfte der Schuldner (63 Prozent) führen das Erstgespräch allerdings innerhalb von drei Wochen. Jeder Zehnte müsse sich dagegen mehr als 20 Wochen gedulden. Die längere Wartezeit entsteht häufig, weil es eine zu große Nachfrage nach begrenzten Terminen in einzelnen Beratungsstellen gibt.

Nur knapp jeder Sechste (15 Prozent) kann seine Schuldenberatung in den ersten drei Monaten beenden, für 18 Prozent der Menschen dauert diese mehr als zwei Jahre. Durchschnittlich zieht sich eine Beratung 16 Monate. Insgesamt gibt es rund 1400 Schuldnerberatungsstellen in Deutschland.

Die Überschuldung von Privatpersonen war nach Angaben der Wirtschaftsauskunftei Creditreform 2016 zum dritten Mal in Folge gestiegen. Rund jeder Zehnte steckte danach finanziell in der Klemme. Betroffen waren etwa 6,85 Millionen Menschen – 131 000 mehr als im Vorjahr, wie aus dem Creditreform-Schuldneratlas hervorging. Mehr als vier Millionen Menschen waren den Angaben zufolge dauerhaft überschuldet.

Fotocredits: Peter Steffen
(dpa)

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