Unglaublich: Wer bitte gibt einen Kredit mit 100 Jahren Laufzeit?

Unglaublich: Wer bitte gibt einen Kredit mit 100 Jahren Laufzeit?

Liechtenstein, Brunei, Palau – es gibt weltweit nur eine Handvoll Länder, Republiken und Fürstentümer die komplett schuldenfrei sind. Folglich haben nahezu alle Staaten Staatsschulden in Milliardenhöhe und leihen sich immer wieder neues Geld wie zum Beispiel Griechenland, USA, Japan, Italien und Argentinien. Der globale Schuldenberg beträgt über 200 Billionen Euro und wird nicht kleiner. Trotzdem finden sich immer wieder Kreditgeber, die Unsummen in bankrotte Staaten pumpen. Mit Kreditlaufzeiten von 100 Jahren, sogenannte Jahrhundertkredite. Wer macht so etwas und warum?

Argentinien erhält erneut Finanzspritze

Der argentinische Staat musste in den vergangenen 200 Jahren sieben Offenbarungseide leisten, davon in den vergangenen 25 Jahren dreimal, wie die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ berichtet. Die letzte Staatspleite wurde 2016 überwunden. Nun scheint das südamerikanische Land wieder Vertrauen auf den Kapitalmärkten zu genießen und langsam in der Finanzwirtschaft Fuß zu fassen. „Argentinien hat die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der Welt wiedergewonnen“, sagte Finanzminister Luis Caputo, wie die „Süddeutsche“ schreibt.

Nicht verwunderlich, dass internationale Investoren satte Rendite wittern und kürzlich eine Anleihe in Milliardenhöhe mit einer Laufzeit von 100 Jahren zeichneten. Die argentinische Regierung nahm 2,7 Milliarden Dollar auf und bezahlt dafür 7,9 Prozent Zinsen jährlich. Bis ins weit entfernte Jahr 2117 soll der Kredit getilgt sein, so der Plan – ein mutiger bei einer so ungewissen Zukunft.

Investment ist risikoreich, kann sich aber auszahlen

Hinter Jahrhundertkrediten stecken in erster Linie Versicherungskonzerne und Pensionskassen. Bei einem Zinssatz von knapp acht Prozent dauert es nur zehn Jahre, bis sich die Investition durch den Zinsgewinn eingespielt hat. Danach wird für die kommenden Jahrzehnte sehr viel Geld verdient. Ein Restrisiko, dass die Schuldner ihren Verbindlichkeiten nicht nachkommen, bleibt, so rechtfertigt sich auch der vergleichsweise hohe Zinssatz – Argentinien brauchte knapp 15 Jahre, um die Staatspleite von 2001 zu überwinden. Betroffen waren Staatsanleihen im Wert von 95 Milliarden Dollar.


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