Studie: Jungen Menschen droht deutliche Rentenlücke

Frankfurt/Main – Jungen Menschen in Deutschland drohen im Ruhestand deutliche Einbußen. Vor allem die jüngere Generation müsse zusätzlich zur gesetzlichen Rente vorsorgen, um ihren Lebensstandard im Alter zu sichern, heißt es in dem
«Vorsorgeatlas Deutschland» der Fondgesellschaft Union Investment.

Die heute 20- bis 34-Jährigen, die besonders von den vergangenen Rentenreformen betroffen sind, brauchen demnach etwa 800 Euro im Monat zusätzlich. Weniger Sorgen müssten sich die 50- bis 65-Jährigen machen, so ermittelte die Fondgesellschaft, die auch Produkte der privaten Altersvorsorge anbietet.

«Wer die Gnade der frühen Geburt hat, ist auf der sicheren Seite», sagte Bernd Raffelhüschen, Leiter des Forschungszentrums, Generationenverträge der Universität Freiburg, das die Studie seit 2009 regelmäßig erstellt.

Die Forscher gehen davon aus, dass zur Sicherung des Lebensstandards im Alter 60 Prozent des letzten Bruttoeinkommens erforderlich sind. Junge Menschen kommen der Prognose zufolge im Ruhestand ohne Zusatzvorsorge im Schnitt auf 981 Euro und damit auf 38,6 Prozent. Die heute 35- bis 49-Jährigen könnten mit 1048 Euro monatlich rechnen (43,2 Prozent). Deutlich besser stehen Ältere mit 1184 Euro (64,1 Prozent) da.

Einschließlich zusätzlicher Vorsorge wie die staatlich geförderte Riester-Rente oder die betriebliche Altersversorgung sowie privater Ersparnisse, Immobilien und Wertpapiere funktioniert das System aus Sicht der Autoren jedoch. «Unsere Rente ist viel besser als ihr Ruf. Sie ist leistungsgerecht und nachhaltig», sagte Raffelhüschen. Für rund 34 Millionen Menschen werde sie auch in den nächsten Jahrzehnten ein stabiler Grundpfeiler der Altersvorsorge bleiben. Allerdings müsse man zusätzlich vorsorgen – staatlich gefördert und privat.

Bei den Daten handelt es sich um bundesweite Durchschnittswerte in aktueller Kaufkraft. Der tatsächliche Auszahlungsbetrag wird höher sein. Regional gibt es Unterschiede. Die Quote allein ist zudem nicht immer aussagekräftig.

Geringverdiener mit einem Einkommen von weniger als 1100 Euro brutto kommen im Ruhestand den Berechnungen zufolge zwar auf rund 70 Prozent des letzten Gehaltes. Sie erhalten im Schnitt aber nur 679 Euro monatlich und liegen damit unterhalb der Armutsgrenze. Ob sie tatsächlich arm sind, hängt von der konkreten Lebenssituation ab.

Nach einer jüngst veröffentlichten Studie der Bertelsmann-Stiftung wird im Jahr 2036 jeder fünfter Neurentner von Altersarmut bedroht sein. Besonders betroffen sind demnach alleinstehende Frauen, Menschen ohne Berufsausbildung und Langzeitarbeitslose.

Als Ursache sehen die Studien-Autoren zwei Gründe: Die Zunahme von Unterbrechungen im Arbeitsleben und unsichere Beschäftigungsverhältnisse im Niedriglohnsektor. Zudem sinke das Rentenniveau durch die demografische Entwicklung und rentenrechtliche Veränderungen kontinuierlich. Nach Auffassung der Stiftung entfalten die zum Ausgleich geschaffenen Instrumente der privaten Altersvorsorge nicht die gewünschte Wirkung.

Reicht das Geld im Alter? – Rentenlücke selbst ermitteln

Rentner benötigen etwa 80 Prozent ihres letzten Nettoeinkommens, um den gewohnten Lebensstandard zu halten. Ein Beispiel: Wer monatlich rund 1500 Euro netto verdient, braucht im Ruhestand rund 1200 Euro pro Monat, damit er seinen Lebensstandard halten kann.

Wie nah man mit der gesetzlichen Rente an diesen Betrag herankommt, verrät ein Blick auf die Renteninformation. Versicherte bekommen diese nach Vollendung des 27. Lebensjahres jährlich von der Rentenversicherung zugeschickt. In dem Dokument werden sie unter anderem über den aktuellen Stand des Versicherungskontos und die Höhe der bisher erworbenen und der voraussichtlichen Rente informiert.

In vielen Fällen dürfte klar sein: Allein reicht die gesetzliche Rente nicht aus, um den Lebensstandard zu halten. Bei dem Beispiel könnte das heißen: Liegt die Rente der Angabe zufolge voraussichtlich bei rund 1000 Euro, bleibt eine Rentenlücke von 200 Euro pro Monat, die durch eine private Vorsorge ausgeglichen werden sollte. Bei der Ermittlung der Rentenlücke helfen auch Rechner im Internet, etwa auf der Homepage der Stiftung Warentest.

Fotocredits: Stephanie Pilick
(dpa)

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