Pisa-Test: Wirtschaft fordert Bildungsinitiative

Auch wenn der aktuelle Pisa-Test einen kleinen Fortschritt im Bildungsniveau deutscher Schüler attestierte, sei dies bei weitem nicht zufriedenstellend, äußerte sich Achim Dercks, Vize-Geschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Andere Experten schlossen sich ausdrücklich diesen Bedenken an, die sich insbesondere auf die Kenntnisse in den naturwissenschaftlichen Fächern bezogen.

Unzureichende Mathematik-Kenntnisse bereiten Unternehmen Probleme

Wie Dercks weiter ausführte, hätten rund 50 Prozent der Unternehmen Probleme mit dem beruflichen Nachwuchs, da nur unzureichende Mathe-Kenntnisse vorhanden wären. Dies bestätigte auch der Verein Deutscher Ingenieure (VDI), schließlich sei Deutschland ein technologiegetriebenes Land, das sich nicht mit dem Mittelfeld abfinden könne. Es fehlten vor allem gut ausgebildete Mathematik-Lehrer. Auch Achim Dercks unterstrich diesen Bedarf, da insbesondere schwierige Fächer, wie zum Beispiel Mathematik und Physik, praxisnah unterrichtet werden sollten und nicht so oft ausfallen dürften. Auf der anderen Seite steigt der Anspruch an den beruflichen Nachwuchs, wenn Deutschland weiterhin eine führende Rolle bei technischen Innovationen einnehmen will.

Wachsender Bedarf an Fachkräften im MINT-Bereich

Bis zum Jahr 2020 werden in Deutschland rund 1,4 Millionen gut ausgebildete Fachkräfte in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) benötigt. Folglich ist eine ambitionierte Bildungsinitiative dringend nötig. Insbesondere für Mädchen müssen diese Fächer wieder interessanter werden, denn seit 2003 liegen sie zunehmend hinter den gleichaltrigen Jungen zurück. Wie der VDI bekräftigte, stehen den derzeit rund 68.000 offenen Ingenieursstellen lediglich rund 50.000 Absolventen gegenüber, wobei die Abbruchquote mit rund 40 Prozent erschreckend hoch sei. Wesentlicher Grund sind die fehlenden schulischen Vorkenntnisse, wodurch das Studium in den Ingenieurwissenschaften erschwert wird. Auch die nun 20 Punkte Vorsprung vor dem Durchschnitt der OECD-Länder reichen für eine gravierende Verbesserung bei Weitem nicht aus.

Gut ausgebildeter beruflicher Nachwuchs gefragt

Selbst die leichte Verbesserung beim aktuellen Pisa-Test mit dem Schwerpunkt Mathematik kann nicht darüber wegtäuschen, dass der berufliche Nachwuchs nur unzureichende Kenntnisse in Mathematik und anderen naturwissenschaftlichen Fächern mitbringt. Die hohe Abbruchquote von 40 Prozent in den Studiengängen der Ingenieurwissenschaften zeigt den Nachholbedarf eindeutig auf, denn auch hier fehlen die schulischen Vorkenntnisse.

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