Papier mit Geschichte – die Visitenkarte

Papier mit Geschichte – die Visitenkarte

Trotz digitaler Kontaktdaten in Smartphones und E-Mails findet die Visitenkarte auch heute noch regelmäßig Verwendung. Die persönliche Übergabe ist in der Businesswelt bei der geschäftlichen Zusammenarbeit immer noch ein Zeichen gegenseitiger Wertschätzung. Dabei wissen nur wenige etwas über die Historie des kleinen, handlichen Stück Papiers.

Eine Karte für den Besuch

Verschiedene Quellen berichten davon, dass es erste Visitenkartenarten bereits im alten Ägypten und im China des 15. Jahrhunderts gegeben haben soll – bewiesen ist das aber bisher nicht. Ihre erste belegte Verwendung fand die Karte im 17. Jahrhundert. Zu Zeiten Ludwigs des XIV. gehörte es zum guten Ton, bei einem Besuch (französisch: Visite) eine Besuchskarte abzugeben, wenn die Dame oder der Herr des Hauses nicht angetroffen wurden. Sie wurde einem Dienstboten übergeben, der sie dann später stellvertretend abgab. Diese Verhaltensweise entwickelte sich besonders beim Adel zu einem festen Ritual – zuerst bei den Franzosen, später auch in der englischen und österreichischen feinen Gesellschaft. In Deutschland wurde die Herstellung der Karten um 1780 in Tageszeitungen annonciert. Visitenkarten bestellen die meisten Nutzer heute online. Von der Gestaltung bis zur Bestellung findet alles vom PC aus statt. Durch die modernen Drucktechniken sind die Gestaltungsmöglichkeiten äußerst vielfältig und lassen kaum Wünsche offen.

Verschiedene Produktions- und Gestaltungsformen

Die ersten Visitenkarten wurden als Kupferstich hergestellt, später kam im 18. Jahrhundert der Druck von Karten mit einer Reliefoberfläche in Mode. Die Gestaltung nutzten zunächst die verschiedenen Handwerkszweige, um mit Visualisierungen ihrer Berufe auf sich aufmerksam zu machen. Die weitere geschäftliche Nutzung der Besuchskarten setzte sich zuerst in Frankreich durch. Dabei wurden die Karten prunkvoll gestaltet, um Individualität und Kreativität ihrer Besitzer zu betonen.

Karten-Kult in Japan

Seitdem hat sich die Visitenkarte im Geschäftsleben weitgehend durchgesetzt. In Japan hat sie einen besonders hohen Stellenwert: So erfolgt die Übergabe der Karte nach einem festen Ritual: Dabei übergibt die ältere oder ranghöhere Person ihre Karte der jüngeren oder rangniedrigeren zuerst. Sie wird mit beiden Händen überreicht, und zwar so, dass der andere sie sofort lesen kann. Danach wird sich verbeugt. Im Anschluss daran wird die Karte genau begutachtet – ein sofortiges Einstecken gilt als Fauxpas, ebenso wie das nachlässige Wegstecken in die Gesäß- oder Hosentasche.

Statussymbol in den Neunzigern

Während die Visitenkarte heute als eher sachliches Mittel zum nicht-digitalen Weitergeben seiner Kontaktdaten genutzt wird, geriet sie in den Neunzigern besonders bei US-amerikanischen Bankern und Börsenmaklern zum Statussymbol: Design- und Papierqualität wurden zwischenzeitig so wichtig wie der beste Tisch im Sternerestaurant oder das teuerste Firmenmobil. Ganz so weit treiben muss man es nicht, aber eine saubere und übersichtlich gestaltete Karte darf es auch heute noch sein: In Branchen, die wie zum Beispiel der Finanzbereich auf Seriosität setzen, ist eine zurückhaltende Gestaltung wichtig, in Kreativbranchen kann die Visitenkarte auch gern mal eine etwas mutigere Gestaltung erhalten.

Bildquelle: Pixabay, 943998, FirmBee

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