Geldpolitische Großwetterlage – Zinstief bleibt

Die Zinsen im Euro-Raum bewegen sich bereits seit einiger Zeit auf historisch niedrigem Niveau. Für Anleger mit verzinslichen Investments ist das ein Problem, bieten festverzinsliche Wertpapiere, Fest- und Tagesgelder oder das klassische Sparbuch aktuell doch kaum Renditen, die nur für Kapitalerhalt sorgen. Für Aktionäre ist die Niedrigzinspolitik dagegen ein Segen, wirkt sie doch eher treibend auf die Aktienkurse.

EZB: Niedrigzinspolitik bleibt

Angesichts der schon lange andauernden Niedrigzinsphase halten viele Marktbeobachter Ausschau nach einer Zinswende. Doch zumindest im Euro-Raum ist sie derzeit nicht absehbar. Erst in der vergangenen Woche beschloss die EZB, den Leitzins unverändert bei 0,5 Prozent zu belassen. Vielbeachtet wurden in diesem Zusammenhang Äußerungen des EZB-Präsidenten. Der erklärte, die Zinsen würden für eine längere Zeit auf dem aktuellen Niveau oder sogar darunter gehalten. Diese Ankündigung spricht für weiter niedrige Zinsen bis in das nächste Jahr hinein. Derzeit gibt es auch keine Anzeichen für eine spürbar steigende Inflation, die zu einer grundlegenden Wende in der Geldpolitik führen könnten.

Fed: Reduzierung des Aufkaufprogramms?

Etwas differenzierter sieht die Situation im US-Dollar-Raum aus. Hier hatten Äußerungen des US-Notenbankpräsidenten im Mai über eine mögliche restriktivere Geldpolitik zunächst für Unruhe gesorgt. Die Aktienkurse brachen ein und die Renditen festverzinslicher Wertpapiere zogen an. Der Notenbankpräsident relativierte seine Äußerungen später allerdings wieder und die Marktlage beruhigte sich. Trotzdem ist der Kurs der Fed nicht ganz klar. Zum einen wird aktuell der lockere geldpolitische Kurs fortgesetzt. Die Fed tätigt nach wie vor in großem Umfang Anleihekäufe. Analysten rechnen aber damit, dass im Herbst mit einer schrittweisen Reduzierung des Aufkaufprogramms begonnen werden könnte. Dies wäre gleichbedeutend mit einem geringeren Zufluss von Geldmitteln in die US-Wirtschaft. Trotzdem gibt es auch in den USA derzeit keine Anzeichen für eine deutlich höhere Inflation. Dies spricht für eine eher moderate Änderung des Fed-Kurses.

Keine Trendwende in Sicht

Anleger werden also in den nächsten Monaten von Kontinuität bei den Zinsen ausgehen können. Für Anleger in verzinslichen Investments heißt das weiter abwarten. Allzu lange Kapitalbindungen sollten eher gemieden werden, es empfiehlt sich trotz niedriger Zinsen Geld auf kurze und mittlere Sicht anzulegen. Aktionäre können dagegen – bezogen auf die Geldpolitik – mit weiter günstigen Rahmenbedingungen rechnen.

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