Deutsche Traditionsfirmen sterben aus – woran liegt das?

Wenn Traditionsunternehmen finanziell auf die schiefe Bahn geraten, hat das massive wirtschaftliche Auswirkungen. Insbesondere wenn viele Arbeitsplätze betroffen sind, versucht die Politik oftmals aktiv einzugreifen. Wie das Beispiel vom ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder und dem Bauunternehmen Holzmann im Jahr 2000 schon zeigte, sind solche Versuche nicht immer von Erfolg gekrönt. Doch warum sterben deutsche Traditionsfirmen aus?

Lange Tradition ist keine Garantie für dauerhaften Erfolg

Die Gründe für das Sterben großer Markennamen sind vielfältig: Billige Produkte von Wettbewerbern verdrängen die eigenen Erzeugnisse, es fehlt an Modernisierung sowohl bei den Waren als auch den Produktionsabläufen und die eigenen Marketingaktionen stoßen beim Publikum nicht mehr auf dieselbe Resonanz wie in früheren Jahren. Bei einbrechenden Umsätzen ist dann die Insolvenz oftmals nur eine Frage der Zeit. Anfang des Jahres musste diese Erfahrung die Verlagsgruppe Weltbild machen. Das Augsburger Unternehmen steht im Eigentum von zwölf deutschen Diözesen und beschäftigt mehr als 6.000 Mitarbeiter. Der Insolvenzantrag wurde am 14. Januar 2014 gestellt. Nicht zuletzt die Konkurrenz durch Internetanbieter wie Amazon hatte dem Verlag in den letzten Jahren schwer zugesetzt. Ähnlich erging es dem 1932 gegründeten Düsseldorfer Lebensmittelunternehmen Zamek sowie der Münchner „Abendzeitung“.

Dass die Politik hier durchaus zu helfen versucht, wurde zum Beispiel im Jahr 2000 durch das Eingreifen des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder bei der Rettung des einst größten deutschen Bauunternehmens Holzmann deutlich. Der Konzern, der weltweit Flughäfen, Wolkenkratzer und ganze Stadtteile gebaut hatte, war wegen Schulden in Milliardenhöhe in Schieflage geraten. Obwohl der Regierungschef zusammen mit den Banken und Anteilseignern einen Rettungsplan ausgehandelt und damit den drohenden Konkurs von Holzmann zunächst abgewendet hatte, musste der Konzern 2002 erneut Insolvenz anmelden.

Die Finanzkrise forderte ihren Tribut

Weitere langjährige Unternehmen wurden vor allem im Zuge der Finanzkrise Opfer der allgemein schwierigen wirtschaftlichen Situation. Im Jahr 2009 stellten Traditionsunternehmen wie der Spielzeugeisenbahnhersteller Märklin sowie das Porzellanunternehmen Rosenthal Insolvenzanträge. Gleiches gilt für den Wäschehersteller Schiesser sowie den Kaufhausriesen Karstadt. Bereits ein Jahr zuvor traf es den Konkurrenten Hertie. Nach und nach schwand das Vertrauen in die Familienunternehmen und altbekannten Marken. Dass das jedoch keinesfalls immer so ist, zeigen bis heute erfolgreiche Traditionsunternehmen wie der Zwieback-Hersteller Brandt, die Lotterieeinnahme SKL Boesche (informieren Sie sich hier) oder der Backwarenriese Bahlsen.

Die Krise als Chance für einen Neuanfang

Gerade große Unternehmen erhalten häufig die Chance, sich in neuer Form unter einer anderen Führung erneut am Markt zu bewähren. Hierfür sprechen Übernahmen wie die des Fernsehgeräteherstellers Loewe, die ebenfalls 2014 Insolvenz beantragt hatte. Statt mühsam eine neue Marke aufzubauen ist es in vielfach tatsächlich sinnvoller, sich für eine Modernisierung zu entscheiden und die Marke neu aufleben zu lassen.

Foto: Fotolia, 13215629, Reinhold Foeger

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